Digitalisierung war schon vor dem Frühjahr 2020 in aller Munde, doch die Corona-Pandemie hat uns sehr deutlich vor Augen geführt, wie sehr digitale Technologien bereits unser Leben prägen und welche Möglichkeiten in ihnen liegen. Die Corona-Pandemie hat außerdem aufgezeigt, wie sehr digitale Geräte, Programme und Technologien auch den Alltag von ASB und ASJ prägen. Wir haben außerdem gesehen, wie Digitalisierung nicht nur bei der Überwindung von Kommunikations- und Begegnungseinschränkungen helfen kann; wir haben auch gesehen, dass digitale Technologien unsere sozialen Dienstleistungen und unsere Angebote für ehrenamtlich Aktive unterstützen können.
Die Corona-Pandemie und was wir ableiten
Mitten in dieser Zeit haben viele Menschen unser Positionspapier diskutiert und uns Feedback gegeben. Mit all den Erfahrungen aus dem Jahr 2020 haben wir unsere Haltung nochmals geschärft.
Dabei sind uns folgende Punkte besonders klar geworden:
- Digitalisierung ermöglicht mehr Teilhabe. Durch digitale Kommunikation können auch Menschen mit Bewegungseinschränkungen oder gesundheitlichen Herausforderungen an Veranstaltungen, Diskussionen und gesellschaftlichen Prozessen teilhaben.
- Digitalisierung ermöglicht neue, innovative Perspektiven. Auch in ASJ und ASB sind neue, digitale Formate und Projekte entstanden, die es ermöglichen, unserem Auftrag gerecht zu werden, Menschen zu helfen, die unsere Hilfe brauchen.
- Digitalisierung gibt uns mehr Gestaltungsspielraum und hilft uns, das ASJ-Motto auch in Zukunft mit Leben zu füllen und etwas zu bewegen.
- Digitalisierung ist in Deutschland bisher nicht genügend aktiv gestaltet worden. Vor allem Kinder und Jugendliche haben oft nicht in ausreichendem Umfang Zugang zu digitalen Technologien. Und dieser Zugang ist oft abhängig vom Einkommen der Eltern. Das benachteiligt zu viele Kinder und Jugendliche.
- Nutzerfreundlichkeit ist wichtig für die Akzeptanz digitaler Geräte und Anwendungen. Firmen, die nutzerfreundliche Produkte anbieten, kümmern sich jedoch oft zu wenig um Datensicherheit und Datenschutz. Das erhöht die Herausforderungen und Risiken. Ein nennenswerter gesellschaftlicher Diskurs über diese Fragen fehlt.
Es ist deutlich geworden, dass der technische und gesellschaftliche Transformationsprozess, den die Digitalisierung angestoßen hat, sich immer weiter beschleunigt. Doch die neuen Technologien beantworten nicht die Frage, wie wir Menschen leben und wie wir unsere Gesellschaft gestalten wollen. Als Jugendverband des Arbeiter-Samariter-Bundes NRW e.V. ist es unser Anliegen, die technologischen Entwicklungen und die damit verbundenen ethischen und moralischen Fragen zu reflektieren, mitzubestimmen und zu gestalten. Denn nur dadurch kann es uns gelingen, die Vorteile der digitalen Welt so zu nutzen, dass sie unsere Gesellschaft voranbringen und uns dabei helfen, unser Zusammenleben lebenswerter zu machen.
Sozialverbände sind als bedeutender gesellschaftlicher Akteur und Arbeitgeber besonders gefordert, die digitale Entwicklung mit ihrer sozialen Expertise und ihrem umfassenden Blick auf das menschliche Zusammenleben kritisch zu begleiten.
In unserem Jugendverband haben wir uns intensiv mit der Frage beschäftigt, welche Voraussetzungen wir brauchen, um die bereits existierenden technischen und technologischen Möglichkeiten und die Entwicklungen, die sich durch die fortschreitende Digitalisierung noch entwickeln werden, so in unsere Gesellschaft zu integrieren, dass ein demokratisches, solidarisches und vielfältiges Leben (noch) möglich ist. In diesem Positionspapier thematisieren wir wichtige und grundlegende Aspekte, die uns derzeit als besonders vordringlich erscheinen.
Unsere Positionen auf einen Blick
Auf einen Blick:
Digitalisierung muss in der Bildung vorkommen – durch gute Hardwareausstattung und Netzwerkverbindungen, aber auch und besonders durch technische, ethische und pädagogische Weiterbildung der betroffenen Akteur*innen.
Damit Menschen lernen können, mit den technischen und ethischen Herausforderungen des digitalen Zeitalters gut umzugehen und seine Möglichkeiten für die Gestaltung unserer Gesellschaft zu nutzen, brauchen wir eine gute Ausstattung von Schulen, Universitäten und Weiterbildungseinrichtungen. Dabei darf die Ausrüstung nicht bei den technischen Komponenten stehen bleiben. Wir brauchen nicht nur gute Hard- und Software, sondern auch gute Grundlagen, um technische Entwicklungen ethisch und moralisch bewerten zu können.
Neben der Informationsbeschaffung muss auch die Fähigkeit zur Meinungsbildung und zur Technikfolgenabschätzung zu den Grundlagen von Bildung und Ausbildung im digitalen Zeitalter gehören. Wir fordern digitale Bildung nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch die Förderung medienpädagogischer Angebote für Lehrer_innen, Erzieher_innen, Leitungen von Kinder- und Jugendgruppen und Eltern.
Wir fordern daher Politik, Wohlfahrtsverbände, Wirtschaftsorganisationen und andere gesellschaftliche Akteure auf, sich für solche Angebote stark zu machen und unsere Anliegen zur Digitalisierung und zur Weitergabe digitaler Kompetenzen zu unterstützen und eigene Angebote zu entwickeln.
Die Entwicklung von digitalen Techniken ist immer noch von Männern dominiert. Die gezielte Förderung von Frauen, die Repräsentanz dieser in wichtigen Foren und Think Tanks zur Digitalisierung sowie eine Personalzusammensetzung bis in die Führungsspitzen, die die Vielfalt einer modernen Gesellschaft widerspiegelt, sind in der Digitalwirtschaft notwendig.
Wie wir mit digitalen Technologien umgehen, muss zwischen den Generationen ausgehandelt werden. Auch junge Menschen, die heute noch keine gesellschaftliche oder politische Verantwortung tragen (dürfen), aber mit den Folgen der Digitalisierung leben müssen, müssen in diesem Prozess gehört werden und mitbestimmen dürfen. Bei der Technikfolgenabschätzung und anderen Zukunftsfragestellungen ist daher auch die Meinung von Jugendlichen zu berücksichtigen.
Zudem fordern wir die Integration von ethischen und philosophischen Modulen in die Lehrpläne, Ausbildungs- und Studienordnungen von Berufen und Fachrichtungen, die die Digitalisierung aktiv gestalten. Eine solche Ausbildung darf nicht allein den Softwareingenieuren überlassen werden.
Ebenfalls ist uns wichtig, dass Projekte und Initiativen gefördert werden, die sich mit negativen Auswirkungen und Problemen digitaler Kommunikation, wie zum Beispiel Cybermobbing oder Cybergrooming auseinandersetzen. Es muss noch mehr getan werden, um solchen Gewalttaten vorzubeugen und darüber aufzuklären, wie man im Ernstfall richtig reagiert.
Auf einen Blick:
Es muss wirksamen Schutz vor Hate Speech geben. Wir als ASJ NRW übernehmen aber auch unsere gesellschaftliche Verantwortung zur Gestaltung toleranter, solidarischer Online-Räume.
Digitale Kommunikationsportale können zur Verbreitung von Beleidigungen, Hass und Gewalt beitragen. Das bedroht nicht nur den freien Meinungsaustausch, sondern hat auch fatale Konsequenzen für unsere Gesellschaft und unsere Demokratie. Insbesondere rechtsextreme/-populistische und völkische Gruppen fallen durch Hassbotschaften bis hin zu Bedrohungen auf und manipulieren Diskussionen.
Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Wir fordern effektiven Schutz für diejenigen, die von Hass und Bedrohungen im Netz betroffen sind. Wer sich nicht an die grundlegenden Regeln des Miteinanders hält, muss mit Konsequenzen rechnen – staatlichen und gesellschaftlichen.
Das strafrechtliche Vorgehen entlässt die Zivilgesellschaft jedoch nicht aus der Verantwortung und Verpflichtung, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen. Als ASJ NRW sind wir eigenverantwortliche Akteure für eine solche offene, menschenfreundliche und vielfältige Gesellschaft. Mit unseren Angeboten für Kinder und Jugendliche gestalten wir eine solche solidarische, tolerante und respektvolle Gesellschaft mit. Dazu gehören für uns ganz selbstverständlich auch Angebote zur digitalen Sozialisation.
Aktuelle Statistiken zeigen, dass auch Kinder und Jugendliche massiv mit Hass im Netz konfrontiert und ihm nicht selten schutzlos ausgeliefert sind: Wir fordern verpflichtende Weiterbildungen von Jugendleiter_innen, Lehrer_innen und anderen Akteur*innen in der Kinder- und Jugendarbeit und Präventionsprogramme, an denen Schulklassen, Kinder- und Jugendgruppen und Multiplikator*innen aus Jugendverbänden kostenfrei teilnehmen können.
Auf einen Blick:
Nachhaltigkeit und ressourcenschonender Einsatz von digitalen Technologien sind uns wichtig und wir wünschen uns deutlich mehr Einsatz in diesem Bereich.
Wissenschaftler*innen aus den verschiedenen mit Klimaschutz verbundenen Fachrichtungen drängen dazu, jetzt politische Weichenstellungen zu schaffen, um den menschengemachten Klimawandel so gut es noch geht einzudämmen und die Erderwärmung zu begrenzen.
Wir fordern, den Klimaschutz beim Thema Digitalisierung immer mitzudenken. So setzen wir uns für die ethische und nachhaltige Produktion technischer Geräte ein. Dazu gehören für uns ein Verbot von geplanter kurzer Funktionsdauer, Forschung an längeren Lebenszyklen von Geräten und Investitionen in deren Update- und Reparaturfähigkeit.
Neben einer nachhaltigen Produktion müssen aber auch unbedingt menschenwürdige Arbeitsplätze und eine gerechte Bezahlung der Arbeitskräfte gewährleistet werden, die die neuen Geräte herstellen – national und international.
Auch im privaten Konsum und beruflichen Alltag steckt enormes klimaschonendes Potenzial: So können oftmals Videokonferenzen Reisen und digitale Dokumente Papierausdrucke ersetzen.
Auf einen Blick:
Wir setzen uns für eine weitere Verbreitung von Open-Source-Software ein und nutzen diese, wo möglich, selbst. Datensparsamkeit ist uns wichtig. Außerdem darf Digitalisierung nicht dazu führen, dass technisch weniger affine Menschen von gesellschaftlichen Entwicklungen abgehängt werden.
Mittlerweile gibt es in Europa einheitliche Standards zum Schutz unserer persönlichen Daten. Doch die gesetzlichen Regelungen haben vor allem dazu geführt, dass zahlreiche juristisch geprägte Texte entstanden sind. Wir fordern, auch im Sinne der Barrierefreiheit, dass es auf Websites und in digitalen Anwendungen Allgemeine Geschäftsbedingungen und Datenschutzerklärungen gibt, die leicht verständlich und transparent deutlich machen, welche Daten und Metadaten der Nutzer*innen erhoben werden und was mit diesen Daten geschieht.
Wir fordern, dass die Sanktionen, die für Gesetzesverstöße festgelegt sind, auch umgesetzt werden. Dafür brauchen Datenschutz- und Verbraucherschutzbehörden ausreichend Personal, das für die Verfolgung der Daten-Straftaten entsprechend ausgebildet ist.
Damit Nutzer*innen ihre Daten selbstbestimmt verwalten können, fordern wir darüber hinaus ein Recht auf Verschlüsselung. Dieses Recht soll nur durch grundgesetzkonforme, stark rechtsstaatlich wirksame Verfahren aufgehoben werden können. Diese Verfahren sollen auch für Online-Durchsuchungen gelten.
Sicherheitslücken dürfen von staatlichen Stellen nicht ausgenutzt und müssen so schnell wie möglich geschlossen werden. Wir fordern, dass Geräte- und Softwarehersteller verpflichtet werden, solche Sicherheitsupdates möglichst schnell zu erstellen und auszuspielen.
Digitalisierung ist nicht allein von großen Konzernen und weltumspannenden Unternehmen abhängig. Die Open-Source-Bewegung setzt darauf, Software, aber auch Inhalte und Wissen öffentlich einsehbar, änderbar und nutzbar zu machen. Wir fordern eine deutlich bessere staatliche Unterstützung von Open-Source-Systemen und die Förderung von datensparsamen Anwendungen in Industrie, Handel und Dienstleistungssektor. Dazu gehört für uns auch eine größere öffentliche Förderung von bürgerschaftlichen Projekten zur Digitalisierung im sozialen und gesellschaftlichen Bereich.
Uns ist aber auch wichtig, dass sich Menschen auch gegen digitale Systeme entscheiden können, etwa bei der Einreichung der Steuererklärung, bei Behördenanträgen, Bankgeschäften etc. Denn wenn digitale Angebote zur Pflicht werden, besteht etwa die Gefahr, dass Menschen, die mit digitalen Techniken nicht souverän umgehen können, ausgeschlossen werden. Zudem sind Anbieter von digitalen Systemen aufgefordert, ihre Angebotspalette so zu gestalten, dass eine Nutzung ihrer Dienstleistungen auch ohne Weiterverarbeitung, etwa zu Werbezwecken, möglich ist.
Auf einen Blick:
Digitalisierung prägt unseren Alltag und unsere Entwicklung. Wir wollen und können an Digitalisierungsprojekten mitarbeiten und unsere Perspektiven einbringen. Dazu braucht es Räume und die entsprechende Finanzierung.
Wir sind die erste Generation, die keine Zeit ohne Digitalisierung kennengelernt hat. Durch unser ehrenamtliches Engagement kennen wir soziale Projekte und wissen, was es braucht, damit wir als Gesellschaft zusammenhalten und gut zusammenleben können. Mithilfe der Digitalisierung können wir diese Werte stärken und unser Engagement ausbauen.
Es ist nachgewiesen, dass die Nutzung sozialer Netzwerke Auswirkungen auf die persönliche Entwicklung haben kann. Während die Plattformen den einen zusätzliche Möglichkeiten der Teilhabe bieten, fühlen andere sich unter Druck gesetzt, sich selbst und das öffentliche Bild ihrer Person ständig zu optimieren.
Wir fordern ausreichende finanzielle Mittel für Jugendverbände und Träger der Kinder- und Jugendhilfe, um Kindern und Jugendlichen einen stärkenden und das eigene Engagement unterstützenden Umgang mit sozialen Medien zu vermitteln und gemeinsam mit den Betroffenen Strategien für eine nachhaltige Nutzung zu erarbeiten.
Dabei sind solche Projekte besonders zu berücksichtigen, die einen partizipativen Ansatz haben und den richtigen Umgang mit digitalen Technologien gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen erarbeiten.
Wir brauchen ein Forum, in dem wir die Debatte über die Zukunft im digitalen Zeitalter ergebnisoffen und ohne Produktorientierung führen können. Die Politik ist nun gefordert, solche Räume zu eröffnen und auch finanziell zu fördern.
Auf einen Blick:
Um das Zusammenleben zu fördern und gesellschaftliche Partizipation zu ermöglichen, muss öffentlich diskutiert und in einem demokratischen Prozess festgelegt werden, ob – und wenn ja wo und in welchem Rahmen – wir Systeme mit starker KI zum Einsatz bringen wollen.
Eine der großen Innovationslinien im Bereich der Digitalisierung betrifft die Entwicklung von künstlicher Intelligenz (KI). Wir beobachten, dass im Diskurs dazu eine starke Fokussierung auf schwache KI stattfindet – also auf Entwicklungen, die auf die Erfüllung klar definierter Aufgaben ausgerichtet sind und die ihre Methoden zur Lösung der Aufgaben nicht abwandeln. Wir müssen uns jedoch auch damit beschäftigen, wie wir mit den einschneidenden Möglichkeiten von starker KI umgehen, also mit Systemen, die die intellektuellen Fertigkeiten von Menschen erreichen oder gar übertreffen können. Solche Systeme reagieren nicht nur, sondern können auch, aus eigenem Antrieb, flexibel und intelligent agieren.
Auf einen Blick:
Wir setzen auf freie Forschung und einen transparenten Umgang mit wirtschaftlichen Interessen. Wir wünschen uns politische Impulsgeber*innen für digitale Entwicklungen.
Digitalisierung beschleunigt auch die Entwicklungen in anderen Technologiebereichen, etwa der Gentechnik und der Nanotechnologie. Durch die intensive Verknüpfung verschiedener Forschungsdisziplinen entstehen neue wichtige ethische Fragen, etwa bei der Debatte um sogenanntes „lebenswertes Leben“, genetisch veränderte Lebensmittel, der Patentierung von Lebewesen und der Züchtung von Hybridwesen.
Grundlegende, zukunftsweisende und stark gesellschaftsverändernde Forschungsansätze sind mittlerweile in privatwirtschaftlicher Hand oder finden in enger Zusammenarbeit von Unternehmen und Universitäten statt. Wir sehen die Gefahr, dass die freie Forschung damit immer mehr ins Hintertreffen gerät und konsequenzenreiche Abhängigkeiten zu wenigen privatwirtschaftlichen Unternehmen entstehen.
Weder die Politik, Wirtschaft noch Forschung können momentan abschätzen, was diese Beschleunigung in Forschung für Konsequenzen auf unser Alltagsleben, unsere ethischen Vorstellungen und unser gesellschaftliches Miteinander hat. Die aktuelle weltweite Situation stellt sich für uns wie ein gigantisches erdumfassendes Experiment mit völlig offenem Ausgang dar. Wir fordern daher von der Politik, für eine Offenlegung der Verflechtungen von Wissenschaft und Wirtschaft zu sorgen und in den Parteien, Behörden und staatlichen Einrichtungen Expertise aufzubauen, so dass auf neue Entwicklungen schnell reagiert werden kann. Darüber hinaus wollen wir, dass die politisch Verantwortlichen sich auch als Impulsgeber*innen für digitale Entwicklungen verstehen, die ethischen Grundsätzen verpflichtet sind und fortschrittliche digitale Impulse mit positiven Auswirkungen auf die Gesellschaft initiieren.
Auf einen Blick:
Anlasslose Überwachung und die unbefugte Nutzung oder gar Zusammenführung von Metadaten sowie die Bildung digitaler Monopole stellen eine Bedrohung für Einzelne und die Gesellschaft dar. Wir setzen uns ein für Vielfalt, Schutz und Teilhabe, auch im digitalen Raum.
Viele der neuen technischen Möglichkeiten führen dazu, dass menschliches Verhalten beobachtet und normiert werden kann. Nicht erwünschtes oder nicht mehrheitskonformes Verhalten kann dann unterdrückt und sanktioniert werden. Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der jede_r sich entfalten kann, wie es ihren oder seinen Talenten und Bedürfnissen entspricht, ohne von einem sozialen Belohnungs- und Bestrafungssystem konditioniert zu werden. Wir lehnen darum eine anlasslose Überwachung ab, gerade auch von privaten und öffentlichen Orten.
Wir wollen den sozialen Zusammenhalt fördern und so auch unsere Demokratie stärken. Durch unser ehrenamtliches Engagement tragen wir bereits dazu bei, eine solche Gesellschaft mitzugestalten.
Wenige Konzerne beherrschen die großen Entwicklungslinien auf dem digitalen Markt. Diese entwickeln oftmals nicht nur Hard- und Softwarelösungen für fast alle Alltagssituationen und wirtschaftlichen und staatlichen Anforderungen, sondern haben meist auch Zugriff auf enorme Datenmengen (Big Data) und sind an der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz beteiligt (KI). Dies erhöht eine Abhängigkeit der Nutzer_innen und lässt viele Entwicklungen mitsamt ihren negativen ethischen Folgen als alternativlos erscheinen. Durch die Bildung digitaler Monopole oder Oligopole sehen wir die Demokratie in Gefahr.
Mithilfe digitaler Hilfsmittel können sich zukünftig auch Menschen für andere engagieren, denen dies bislang zum Beispiel aufgrund einer Erkrankung oder einer Behinderung nicht möglich war. Die Entwicklung solcher Technologien muss gefördert und ihr Einsatz im Ehrenamt unterstützt werden.
Auf einen Blick:
Digitale Transformationsprozesse und gesellschaftlicher Wandel müssen Hand in Hand gehen. Dabei müssen Werte wie Demokratie, Vielfalt, Toleranz und Teilhabe im Mittelpunkt stehen. Wir setzen uns ein für eine menschengerechte Umsetzung der Digitalisierung und hoffen auf viele Mitstreiter*innen.
Wir betrachten es als Chance und gleichzeitig als Herausforderung und Notwendigkeit, die weitreichenden Auswirkungen der digitalen Entwicklungen mitzugestalten. Wir orientieren uns dabei an den Bedürfnissen der Menschen und an unseren Werten als Jugendorganisation eines großen Hilfs- und Wohlfahrtsverbandes, an Demokratie, Solidarität, Vielfältigkeit, Hilfsbereitschaft und Weltoffenheit. Und wir konstatieren: Eine Zunahme von Technologisierung in allen Lebensbereichen ist nicht aufzuhalten, der Prozess hat viele bedeutende Lebensbereiche von uns allen erfasst. Daher müssen wir sie als gesellschaftliche Transformation ernst nehmen. Wir wollen dazu beitragen, tragfähige Strategien zu entwickeln, wie wir diesen Transformationsprozess demokratisch, solidarisch und vielfältig gestalten können.
Es reicht nicht, als Strategie für die Digitalisierung einen Ausbau der technischen Infrastruktur in Aussicht zu stellen. Eine solche flächendeckende Infrastruktur in einer sehr guten Qualität ist die Grundlage aller Überlegungen zum digitalen Wandel. Die Möglichkeit zur Teilhabe an digitaler Infrastruktur gehört für uns zu den wichtigen grundsätzlichen Ansprüchen eines Menschen. Sie ist Grundlage für die aktive Beteiligung an digitalen Prozessen und Diskussionen und gehört für uns ganz selbstverständlich zum gesellschaftlichen Leben dazu.
Der Einsatz für eine lebenswerte Gesellschaft mit digitalen Möglichkeiten darf daher bei der Netzabdeckung nicht stehen bleiben und muss sich Fragen nach einem menschengerechten Umgang mit den neuen Technologien widmen. Dabei muss etwa sichergestellt werden, dass die neuen Technologien auch für Menschen mit Behinderung verfügbar und nutzbar sind. Digitale Barrierefreiheit darf nicht nur ein Schlagwort sein, sondern muss bei der (Weiter-)Entwicklung von Technologien von Anfang an mitgedacht und verwirklicht werden.
Wir setzen uns für eine menschenwürdige, weltoffene, vielfältige, tolerante Gesellschaft ein, in der wir respektvoll und auf Augenhöhe miteinander umgehen. Zu einer solchen Gesellschaft gehört für uns auch, dass wir Konzerne und Unternehmen sowie politische Entscheidungsträger_innen in die Verantwortung nehmen, damit sie sich für eine menschengerechte Umsetzung der Digitalisierung einsetzen. Auch digitale Konzerne müssen gemäß unseren demokratischen Strukturen agieren, sie dürfen sich nicht zu unabhängigen, antidemokratischen Instanzen entwickeln. Eine Kontrolle und Regulierung bei Zuwiderhandlung ist unabdingbar, denn die Wirkungsmächte dieser Strukturen sind mittlerweile so groß geworden, dass persönliche Verhaltensänderungen allein die notwendigen gesellschaftlichen Veränderungen nicht auslösen.
Wir begrüßen es, dass der ASB NRW e.V. mit seiner Digitalisierungsstrategie eine wichtige Blaupause zur Entwicklung und Durchführung eines sozialen Digitalisierungsprozesses im sozialen Bereich vorgelegt hat.
Fazit
Wir junge Menschen müssen jetzt und in Zukunft mit den Entscheidungen von heute leben. Die ASJ NRW ist bereit, die Diskussion über ethische, soziale und wirtschaftlichen Grundlagen der Digitalisierung voranzutreiben. Wir wollen die Veränderungen, die sich aktuell und in den kommenden Jahren vollziehen, aktiv mitgestalten und Verantwortung übernehmen. Daher ist es unabdingbar, dass wir in alle relevanten gesellschaftlichen Diskussionen und Prozesse einbezogen werden, damit sich die digitale Transformation demokratisch, solidarisch und vielfältig gestaltet.
Digi.lab Wettbewerb! - Medienkit zu gewinnen!
Liebe Samariter*innen,
In den letzten Monaten seid ihr in euren Gliederungen digital und kreativ unterwegs gewesen!
Dank digitaler Medien konntet ihr in Kontakt bleiben, wenn Präsenzgruppenstunden nicht möglich waren. Dabei seid ihr neue Wege gegangen und habt viele verschiedene und spannende online Gruppenstunden möglich gemacht. Ob virtueller Quizabend, Sporteinheiten, Inputs zu Erster Hilfe oder virtuelle Bingostunde - alles war vertreten. Viele von euch haben sehr viel Zeit, Mühe und Herzblut in eure digitalen Konzepte gesteckt. Das möchten wir honorieren!
Daher könnt ihr bis zum 01.08.2021 euer bestes Konzept bei uns einreichen!
Positionspapier zum Herunterladen
Was passiert noch im ASJ-DigiLab?
#starkmachen: Digitale Sprechstunde
Habt ihr Sorgen? Wisst ihr nicht, mit wem ihr drüber sprechen könnt? Braucht ihr Beratung, wisst aber nicht, wo ihr sie finden könnt? Wenn ihr das Gefühl habt, dass etwas nicht stimmt, euch bei jemandem aussprechen oder einen Vorfall melden wollt, habt ihr hier die Möglichkeit. Immer donnerstags, von 13 bis 14 Uhr kannst du unter 015750471020 Khadija oder Hanna, die Vertrauenspersonen von #starkmachen auf Landesebene der ASJ NRW erreichen. Hier findest du mehr Infos.
Virtual Reality in der Ersten Hilfe
Unser Verband, der ASB NRW e.V., arbeitet derzeit an einem Virtual Reality-Projekt zur Ersten Hilfe. Wir unterstützen das Projekt, waren bei der Entwicklung dabei und haben Aspekte zur ethischen und moralischen Einordnung in die Entwicklung eingebracht.
VR in der Kinder- und Jugendhilfe
Mitglieder der ASJ arbeiten im Jugendbeirat eines Projekts mit, mit dem der ASB NRW Berufsbilder der Kinder- und Jugendhilfe vorstellt. Ab dem Herbst 2021 könnt ihr vier Berufe in Virtual Reality und als 360°-Welt erleben.
Online Gruppenstunden
Während der Lockdowns hat unser Landesjugendvorstand Online-Gruppenstunden veranstaltet. Ob digitales Werwolf-Spiel oder spannende Black-Stories-Rätsel - der Spaß kam nie zu kurz!
WLAN-Koffer
Bei all unseren Veranstaltungen stellen wir unseren Teilnehmer*innen ein stabiles WLAN zur Verfügung. Mit unserem "WLAN-Koffer" haben wir das Internet immer dabei.
ASJ NRW Talk
Bei unserem ASJ NRW Talk haben wir Gruppenleiter*innen und Ehrenamtliche zur Diskussion eingeladen. Wir haben uns ausgetasucht, uns gegenseitig mit Ideen für alternative Gruppenarbeit unterstützt und es genossen, vertraute Stimmen zu hören und uns per Videokonferenz zu sehen. Der Landesjugendvorstand hatte ein offenes Ohr für jegliche Sorgen und Nöte, um die Ortsjugenden in der Pandemie bestmöglich zu unterstützen.
Landesjugendbüro
Patricia SanchezLandesjugendreferentin und Projektreferentin rassismuskritische Jugendverbandsarbeit
Landesgeschäftsstelle
Kaiser-Wilhelm-Ring 50
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